Nachhaltigkeit beginnt im Kopf

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2020 hat das Gewicht der Dinge, die der Mensch erschaffen hat, erstmals das Gewicht alles Lebenden auf der Erde übertroffen. Wir müllen uns zu. Die Bauwirtschaft als einer der größten Produzenten trägt in erheblichem Maße dazu bei. Mehr als die Hälfte des deutschlandweiten Müllaufkommens wird durch das Bau- und Abbruchgewerbe verursacht – 221 Millionen Tonnen pro Jahr. Ein Großteil davon sind mineralische Ressourcen wie Sand und Steine. Dabei gibt es Lösungsansätze, um die Produktion von Müll zu reduzieren oder gar komplett zu verhindern – das Cradle-to-Cradle-Prinzip zum Beispiel.

Die Idee dahinter ist eine Kreislaufwirtschaft, in der nichts weggeworfen, sondern alles wiederverwertet werden kann. Seegras als Dämmmaterial, Fenster aus kreislauffähigem Glas und Aluminium oder Teppichfliesen aus recyclebarem Polyamid, welche sogar mehr Feinstaub aus der Luft filtern als herkömmliche Auslegware. In Hamburg ist das erste vollständige Cradle-to-Cradle-Großprojekt in Deutschland geplant. In der HafenCity soll ein zwölfgeschossiges Hochhaus mit rund 200 Mietwohnungen gebaut werden.

Für ein herkömmliches Einfamilienhaus werden rund 200 Tonnen Sand und Kies benötigt. Bei Abbruch von Gebäuden lassen sich die Rohstoffe in der Regel nur downcyceln, das heißt in minderwertigere Stoffe verarbeiten, die dann beispielsweise als Schüttgut im Straßenbau zum Einsatz kommen. Baumaterialien, die eigentlich etwas Gutes bewirken sollen, nämlich die Energieeffizienz von Gebäuden erhöhen, lassen sich häufig gar nicht weiterverwerten und müssen als Sondermüll verbrannt werden.

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Es ist wichtig, nicht erst bei der Weiterverwendung anzusetzen, sondern Produkte und Materialien von Anfang an auf eine mögliche Wiederverwertbarkeit zu konzipieren – Müllvermeidung, neudeutsch Zero-Waste, hat auch damit zu tun, seine Ressourcen zu schützen. So wird das Hochhaus in Hamburg geplant. Jedes Bauelement soll später möglichst wiederverwendet werden können. Dazu braucht es zum Beispiel Fassadenteile, die leicht demontierbar und sortenrein trennbar sind, um sie im Nachgang einem neuen Zweck zuzuführen. Noch sorgen solche Maßnahmen für höhere Kosten als bei konventionellen Bauten. Zwischen zehn und 30 Prozent teurere Baukosten werden dadurch verursacht.

Doch das könnte sich schnell ändern. Denn das Thema Nachhaltigkeit gewinnt immer mehr an Fahrt. 2018 hat die Europäische Union einen Aktionsplan mit Ziel, mehr privates Kapital in nachhaltige Investitionen zu lenken, formuliert. Dafür wurde ein umfassendes Bündel an Regulierungen vorbereitet, die in diesem Jahr im Rahmen der Offenlegungsverordnung und der Taxonomieverordnung in Kraft treten und auch für die Immobilienwirtschaft Kriterien definieren, die Nachhaltigkeit klar messbar machen, sog. ESG-Kriterien. Es ist also vorstellbar, dass in Zukunft Bauvorhaben, die nicht diesen Kriterien entsprechen, diesen Malus mit einem Preisaufschlag kompensieren müssen und nachhaltige Gebäude letzten Endes die Regel und die Ausnahme bilden werden.

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