Mehr Grün für ein besseres Stadtklima

Pflanzen erfüllen auf unserem Planeten eine wichtige Aufgabe, indem sie Kohlendioxid aus der Luft binden und gleichzeitig Sauerstoff produzieren. Doch das ist nicht ihr einziger Vorteil. Besonders in dicht besiedelten Städten können Bäume, Gräser, Sträucher und Moose helfen, das Mikroklima zu verbessern, Energie zu sparen und die Resilienz, das heißt die Widerstandsfähigkeit, zu erhöhen.

Großstädte sind gekennzeichnet durch ein hohes Maß an Versiegelung und baulicher Dichte. Das macht sie anfällig bei extremen Wetterereignissen. So heizen sie sich beispielsweise in den Sommermonaten sehr stark auf und geben diese Wärme nur langsam wieder ab, was zu höheren Temperaturen als in der Umgebung führt. Bei Starkregenereignissen fallen häufig ganze Monatsniederschläge innerhalb weniger Stunden. Aufgrund der hohen Versiegelung kann der Niederschlag nicht versickern und so muss die Kanalisation die enormen Wassermengen aufnehmen. Vielerorts sind die Abwassersysteme nicht für solch Volumina ausgelegt, womit die Gefahr von Überflutungen steigt.

 

Ein einfaches Mittel, die Effekte von solchen Extremwetterereignissen abzudämpfen, ist: mehr Pflanzen an Fassaden auf den Dächern! Mit Pflanzen überwachsene Böden und Wände heizen sich aufgrund der Beschattung weniger stark auf und durch die natürliche Verdunstung auf der Blattoberflächen wird die Umgebung zusätzlich gekühlt.

 

Doch das sind noch längst nicht alle positiven Effekte, die eine flächendeckende Fassaden- und Dachbegrünung auf die Stadt ausüben kann:

 

Luftqualität: Pflanzen produzieren Sauerstoff und besitzen die Fähigkeit, Feinstaubpartikel aus der Luft zu filtern.

Biodiversität: Pflanzen bieten Unterschlupf und Brutstätten für Vögel und sind Nahrungsquelle für Bienen, Hummeln und Schmetterlinge.

Lärmschutz: Durch ihre große und unregelmäßige Oberflächenstruktur mindern Pflanzen die Reflexion von Schall.

Energieeinsparung: Fassaden und Dachbegrünung wirken sowohl bei hohen als auch niedrigen Temperaturen dämmend und helfen somit, Energie für den Einsatz von Heizung und Klimageräten zu sparen.

Fassadenschutz: Begrünte Außenwände können die Fassade vor hoher UV-Einstrahlung, Hagel und extremen Temperaturschwankungen schützen.

Ästhetik & Wohlbefinden: Pflanzen könne als Gestaltungselemente eingesetzt werden und schaffen eine Wohlfühlatmosphäre.

In den vergangenen Jahren wurde intensiv an kreativen Lösungen gearbeitet, um mehr Pflanzen in Bauwerken und Gebäuden zu integrieren. Dabei lassen sich zwei Hauptkategorien an Pflanzsystemen von Fassadenbegrünung unterscheiden: bodengebundene und fassadengebundene.

Bei bodengebundener Fassadenbegrünung hat die Pflanze eine direkte Verbindung zum Erdboden und klettert die Fassade selbstständig, gegebenenfalls geführt an Rankhilfen, empor. Nährstoffe und Wasser beziehen die Pflanzen aus dem Boden. Der Pflegeaufwand ist geringer als bei fassadengebundenen Pflanzsystemen und die Herstellungskosten bewegen sich mit ca. 15 bis 35 Euro pro Quadratmeter im unteren Bereich.

Fassadengebundene Begrünungssysteme ersetzen in der Regel die Fassade der Außenwand. Die Pflanzen haben keinen Bodenanschluss und bedürfen deshalb auch einer Wasser- und Nährstoffzufuhr. Der Pflegeaufwand bei fassadengebundener Begrünung ist abhängig vom verwendeten System und der Art der Gestaltung, i.d.R. aber höher als bei bodengebundener Begrünung. Mit Kosten ab 400 Euro pro Quadratmeter ist die Herstellung auch deutlich teurer.

Bei der Begrünung von Dächern wird zwischen extensiv und intensiv unterschieden. Bei der extensiven Dachbegrünung kommen niedrigwüchsige Pflanzen mit geringem Pflegeaufwand, wie Moose, Sukkulenten und Gräser, zum Einsatz und werden in der Regel in ein Substrat eingebettet. Der Schichtaufbau des Substrats beträgt bis zu 15 cm, wodurch nur eine geringe zusätzliche Belastung auf die Statik des Daches ausgeübt wird.

Intensive Dachbegrünungen kommen der allgemeinen Vorstellung eines Gartens näher, denn sie bestehen aus Rasenflächen, Stauden, Gehölzen und kleinen Bäumen. Dächer mit intensiver Dachbegrünung müssen statisch dafür ausgelegt sein, da der Schichtaufbau bei mindestens 25 cm liegt und somit die Traglast deutlich erhöht. Der Pflegeaufwand ist deutlich höher als bei der extensiven Dachbegrünung.

Mancherorts setzen Städteplaner mittlerweile die Begrünung von Dächern als Pflicht in Bebauungsplänen fest. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) hat die Neuanlage und den Erhalt von Dachbegrünungen sogar in ihren Kanon der förderfähigen Maßnahmen und Leistungen aufgenommen. Auch einzelne Kommunen vergeben im Rahmen von Förderprogrammen Zuschüsse für Gründächer. Im Rahmen des Berliner Programms „1.000 grüne Dächer“ kann beispielsweise eine Förderung von bis zu 60.000 Euro pro Gebäude beantragt werden.

Die positive Wirkung von Pflanzen in Großstädten ist unbestritten. Deshalb sollte das Motto der kommenden Jahre lauten: Mehr Grün wagen!

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Effizient heizen – Klimaschutz im Kleinen